Scroll Top
hsk23_logo_slider1

Interview Prof. Dr. Max Einhäupl

Der Countdown zum HAUPTSTADTKONGRESS 2023 (HSK) läuft. Prof. Karl Max Einhäupl, neuer Präsident des Hauptstadtkongresses seit 2021, hat im Interview mit Bianca Flachenecker, HCM-Chefredakteurin, über die besondere Rolle des #HSK im Kontext des Wandels des Gesundheitswesens gesprochen. Das Jahr 2023 könnte zu einem entscheidenden Jahr in der Branche werden. Karl Max Einhäupl, äußert sich im Interview zu Fragen bezüglich einer neuen Versorgungsstruktur und geht auf bevorstehende Herausforderungen ein. Der Präsident des HSK nennt die derzeitigen Probleme für den Wandel, geht aber auch auf Lösungsansätze ein. „Die Patientinnen und Patienten müssen stark einbezogen werden, denn sie sind es, für die wir dieses System entwickeln müssen“, erklärt er im Interview. Warum es v.a. aufgrund der Vielzahl an beteiligten Akteuren im #Gesundheitswesen zu Umsetzungsproblemen kommt und eine Umsteuerung auf ökonomischer Ebene seiner Meinung nach sinnvoll sei, erläutert er im Gespräch. Zudem äußert er sich zu den aktuellen Reformbemühungen aus dem #Bundesgesundheitsministerium und gibt einen Ausblick auf Themenschwerpunkte beim diesjährigen Hauptstadtkongress in Berlin. Das vollständige Interview gibt es unter:

https://www.hcm-magazin.de/der-veraenderungsprozess-muss-endlich-starten-327065/

Interview mit Prof. Dr. Karl Max Einhäupl
„Der Veränderungsprozess muss endlich starten“

Der Countdown zum Hauptstadtkongress 2023 (HSK) hat begonnen. In diesem Jahr wartet das Branchengroßevent mit einer vollständig neuen Spitze auf. Prof. Karl Max Einhäupl, neuer Präsident des Hauptstadtkongresses seit 2021, spricht im Interview mit HCM über die besondere Rolle des HSK im Kontext des Wandels des Gesundheitswesens.

Von Bianca Flachenecker

Wird 2023 die Grundlage einer neuen Versorgungsstruktur für Deutschland geschaffen?

Einhäupl: Seit mehreren Jahren haben wir kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem. Wir wissen, an welchen Stellen dieses Gesundheitssystem verändert werden muss. 2023 sind nach all der Zeit endlich mutige Lösungen notwendig. Nach vielen Jahren der Beobachtung und zum Teil auch der Teilnahme an den Veränderungen des Gesundheitssystem, muss ich aber Skepsis hinsichtlich einer tatsächlichen Phase der Umsetzung in diesem Jahr äußern.

Worin liegen Ihrer Einschätzung nach die großen Herausforderungen in den kommenden Wochen und Monaten?

Einhäupl:  Die Kassen sind zum großen Teil in einer Situation, in der sie kaum noch finanzkräftig sind. Wir wissen, dass wir zu viele Krankenhäuser haben. Aber bereits zu Beginn verschiedener Legislaturperioden haben einige Gesundheitsminister gesagt, dass in ihren Regionen kein Krankenhaus geschlossen wird. Wie soll an dieser Stelle eine Reform stattfinden?

In vielen Bereichen haben wir auch einen ärztlichen Versorgungsmangel – weil die Verteilung der Ärzteschaft nicht mehr adäquat ist. Wir haben ein Problem hinsichtlich der Ausstattung mit Fachkräften, wir haben ein Problem der Krankenhausfinanzierung, wir haben ein großes Problem mit dem Zugang der Bevölkerung zu medizinischen Leistungen. Wir erleben neue Probleme durch globale Entwicklungen, die z.B. zu Lieferkettenschwierigkeiten führen. Und: Wir haben ein Problem in der Steuerung des Gesundheitssystems durch föderale Strukturen. Die Abstimmung zwischen Bund und Ländern scheint in vielen Bereichen nicht mehr umsetzbar zu sein.

Wie können wir uns diesen Herausforderungen nähern?

Einhäupl:  Es gibt Probleme, die können nur auf Bundesebene gelöst werden. Es gibt aber noch viel mehr Probleme, die regional gelöst werden müssen. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir eine Versorgungsqualität bereitstellen können, die einem zeitgemäßen Standard entspricht und danach Maßnahmen definieren. So ist auch die Diskussion um die Reduktion der Krankenhäuser primär eine der Qualität, nicht eine der Ökonomie. Wir sind in einer Situation, in der wir mutige Entscheidungen treffen müssen – nicht nur in der Politik.

„Die Patientinnen und Patienten müssen stark einbezogen werden, denn sie sind es, für die wir dieses System entwickeln müssen.“

Prof. Karl Max Einhäupl

Auch hier erleben wir das anfangs angesprochene Umsetzungsproblem …  

Einhäupl: Das liegt v.a. daran, dass die Verantwortungsverteilung im Gesundheitswesen auf enorm vielen Schultern ruht. Jeder versucht, in diesem Zwang zur Reform, seine Position möglichst zu behaupten und das führt dazu, dass sich an keiner Stelle wirklich viel bewegt.

Wir bräuchten eine konzertierte Aktion. Dabei müssten die Patientinnen und Patienten stark einbezogen werden, denn sie sind es, für die wir dieses System am Leben erhalten und entwickeln müssen. Ich bin fest überzeugt, dass diese Vielfalt der Interessensgruppen und diese Vielfalt der Einflüsse, die diese Interessensgruppen haben – und damit meine ich zuallerletzt die Patienten – eine der größten Hindernisse ist, das System wirklich zu verändern.

Zudem müssen wir uns davon verabschieden, das Gesundheitssystem als Kostenfaktor zu sehen. Wir müssen vielmehr seine vielen Chancen sehen, v.a. auch hinsichtlich seines Einflusses als Wirtschaftsfaktor. Wenn wir bereit sind, eine Umsteuerung auch auf ökonomischer Ebene zu erreichen, könnten wir zu einer grundlegenden Veränderung kommen.

Sie sagen Umsteuerung auf ökonomischer Ebene – wie konkret?

Einhäupl:  Wir müssen einerseits den Mut haben, bestimmte Dinge zu beseitigen. Ein Beispiel ist die Überausstattung mit Krankenhäusern, von denen jedes einzelne für sich nicht die Leistung erbringen kann, die wir uns wünschen müssen. Auf der anderen Seite brauchen wir aber auch Investitionen in die Bereiche, die den Fortschritt, den wir haben könnten, auch für die Patienten und Patientinnen nutzbar zu machen.

Wie beurteilen Sie dahingehend die aktuellen Reformbemühungen aus dem Bundesgesundheitsministerium?

Einhäupl: Grundsätzlich positiv. Denn im Grunde geht es darum, dass der Veränderungsprozess endlich startet. Die Intentionen, die von der Bundesgesundheitspolitik ausgehen, sind überwiegend richtig, aber sie stoßen völlig ins Leere, wenn sie auf ein komplett anderes Interessenssetting auf Ebene der Landespolitik und den Selbstverwaltungspartnern treffen.

„Mit dem Hauptstadtkongress wird es wieder eine neue Chance geben, die verschiedenen Interessensgruppen zusammenzubringen.“

Prof. Karl Max Einhäupl

Auf dem Hauptstadtkongress 2023 kommen all diese Interessensvertretungen wieder für drei Tage zusammen. Welche Themen stehen bei diesem besonderen Termin auf der Agenda?

Einhäupl: Neben all den angesprochenen Herausforderungen, werden wir ein ebenso drängendes Thema behandeln: die digitale Entwicklung im Gesundheitssystem – und zwar mit dem Blick auf den Nutzen für die Patientinnen und Patienten. Wir fragen, was passiert, wenn eine neue digitale Struktur in der Lage ist, medizinische Versorgung zu unterstützen. Wie werden Krankenhäuser damit umgehen? Wie können sie sich vorbereiten? Wie kann man strukturell für digitale Veränderungen Platz schaffen?

Mit dem Hauptstadtkongress wird es aber wieder eine neue Chance geben, die verschiedenen Interessensgruppen zusammenzubringen – das ist zwar kein Ersatz für eine konzertierte Aktion, aber zumindest ein Anfang. Es ist meine große Hoffnung, dass dieser Kongress in diesem Sinne von den Teilnehmenden genutzt wird.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner