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3 Fragen an
Dr. Matthias Bracht

Wissenschaftlicher Leiter des Gesundheitsmanagementkongresses auf dem HSK, zum Thema Krankenhausreform

„Wir sollten nur noch über das Wie und nicht mehr über das Ob der Reform reden!“

Der angekündigte Streik der Ärzteschaft an kommunalen Kliniken für mehr Geld und eine Reform der Schichtarbeit-Regelungen wurde in letzter Minute ausgesetzt; der Marburger Bund und die Arbeitgeber haben sich auf ein Tarifergebnis verständigt. Wird die Krankenhausreform Lösungen bzw. Antworten auf solche Forderungen haben?

Für mich muss und kann die Krankenhausreform die Antwort darauf geben, wie wir eine hohe Versorgungsqualität bei gleichzeitig begrenzten Ressourcen auf Dauer sicherstellen können. Dazu brauchen wir Versorgungsstrukturen, die konsequent am tatsächlichen Versorgungsbedarf ausgerichtet und stärker konzentriert sind. Diese Strukturen müssen dann aber auch auskömmlich finanziert sein und Kostensteigerungen – auch Tarifsteigerungen – uneingeschränkt finanzieren.

Die Forderungen des Marburger Bundes erhöhen schon seit Jahren den Druck auf die Konzentration gerade von spezialisierten Leistungen, da die Verfügbarkeit des ärztlichen Personals durch Begrenzungen der Dienstzeit und der Diensthäufigkeiten immer weiter reduziert wird. Die Kliniken werden in Schichtdienststrukturen getrieben, die sich aber nur bei einer hohen Auslastung rechnen. Insofern kann die Krankenhausreform bei intelligenter Umsetzung Lösungen für diese Herausforderungen bringen, indem sie für eine bedarfsgerechtere Vorhaltung von qualifiziertem Personal auf weniger Leistungsanbieter mit klarer Rollenverteilung in der Versorgung sorgt.


Die Klinikreform wurde mit Ach und Krach verabschiedet – wie muss es jetzt weitergehen?

Es bleibt noch sehr viel zu tun! Eigentlich haben wir erst eine Zielrichtung mit einem groben Umsetzungsmodell. Dies muss jetzt konkretisiert und sicherlich auch an einigen Stellen modifiziert werden. Insbesondere die Regelungen zur Vorhaltefinanzierung sind noch wenig ausgegoren. Aber auch die Definitionen der Leistungsgruppen müssen geschärft werden. Hier brauchen wir insbesondere den Grouper, denn nur dann können die tatsächlichen Zuordnungen der Behandlungen zu den Leistungsgruppen erfolgen.

Und natürlich sind jetzt die Länder am Zuge! Sie müssen die Umsetzungen konkret angehen und das Vorgehen der Zuweisung der Leistungsgruppen auf die jeweiligen Krankenhäuser planen und umsetzen. NRW macht uns vor, was dabei alles zu bedenken ist und zu welchen Diskussionen dieser komplexe Prozess führt. Nach meiner festen Überzeugung sollten wir uns aber von den Herausforderungen nicht abschrecken lassen. Meine Empfehlung ist: Mutig und konsequent vorangehen und aus Fehlern lernen! Wir machen uns etwas vor, wenn wir glauben, dass die notwendigen Veränderungen noch aufgeschoben werden können.


Welche dringenden Fragen zur Klinikreform werden auf dem HSK diskutiert werden?

Wir werden das Thema von allen Seiten – durchaus auch kontrovers – beleuchten und diskutieren. Aber wir sollten nur noch über das Wie und nicht mehr über das Ob der Reform reden! Natürlich wird dabei die Frage der nächsten Schritte und noch notwendiger Modifikationen im Mittelpunkt stehen. Mir ist dabei wichtig, dass wir nicht nur diskutieren, was andere – insbesondere die Politik – noch tun muss.

Deshalb wollen wir offen und selbstkritisch diskutieren, was das Management trotz zum Teil unklarer Rahmenbedingungen jetzt schon tun kann und muss. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Richtung der Entwicklung klar ist und alle wissen, wohin es geht. Deswegen ist gerade das Management aufgefordert, die Veränderungen mutig anzugehen. Dafür Anreize, Unterstützung und Motivation zu geben, dazu soll der Hauptstadtkongress dienen. Und es wird genügend Raum für unterschiedliche Positionen und Sichtweisen geben.

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