Scroll Top

3 Fragen an
Vera Lux

Wissenschaftliche Leiterin Pflegemanagementkongress

„Pflege ist bereit, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen“

Die Pflege wird als Player in der Gesundheitswirtschaft immer wichtiger. Wie sollte sie sich für die Zukunft aufstellen?

Ohne professionelle Pflege ist das Gesundheitssystem nicht denkbar, wollen Leistungsanbieter ihre Kapazitäten und Angebote aufrechterhalten. Gelingt dies nicht, drohen finanzielle Verluste bis hin zur Insolvenz. Mit der Krankenhausreform wird es weniger Krankenhäuser geben und Leistungen sollen vermehrt ambulant erbracht werden. Dafür müssen die Versorgungsstrukturen sektorübergreifend angepasst und entsprechend personell und fachlich aufgestellt werden. Neben den ökonomischen Aspekten gewinnen Prävention, Gesundheitskompetenz, Patientenorientierung und vor allem Patientensteuerung an Bedeutung. Die Expertise der professionellen Pflege ist in Zukunft mehr denn je gefragt, soll die Transformation des Gesundheitssystems nachhaltig gelingen.

Welche Rolle spielt die Pflege bisher in den Aufsichtsräten von Kliniken – und wo darf es hingehen?

Nach Jahren, in denen die Pflege zunehmend aus den Führungsetagen verdrängt wurde, holt die Gesundheitswirtschaft die Expertise des Pflegemanagements nun immer öfter in die Gremien (Geschäftsführung, Aufsichtsräte) zurück. Die Komplexität der Gesundheitswirtschaft erfordert nicht nur medizinisches und ökonomisches Knowhow, es braucht auch das Knowhow der Pflege, was Steuerung und Prozesse angeht. Ich begrüße daher den Richtungswechsel, die Pflege in die Gremien zu holen und an der strategischen (Neu-) Ausrichtung von Versorgungsstrukturen aktiv zu beteiligen. Dies sollte keine Ausnahme, sondern Standard sein, so wie es beispielsweise beim „Magnet-Konzept“ vorgegeben ist. Die Entwicklungen lassen hoffen, dass das Pflegemanagement als kompetenter Sparringspartner ins Boot geholt wird. Pflege ist jedenfalls bereit, (unternehmerische) Verantwortung zu übernehmen.

Was sollte die neue Regierung jetzt als erstes für die Pflege umsetzen – und wie stehen die Chancen?

Das KHVVG und die Pflegegesetze (Pflegefachassistenz, Pflegekompetenzgesetz, APN-Gesetz) müssen im Koalitionsvertrag eine hohe Priorität erhalten, denn es darf nicht noch mehr kostbare Zeit verloren gehen. Die Akteure im Gesundheitssystem benötigen verlässliche und planbare Rahmenbedingungen sowie eine auskömmliche Finanzierung. Auch die Reform der Pflegeversicherung duldet keinen Aufschub. Längst überfällig ist die Umverteilung von Aufgaben zwischen der Medizin und Pflege, hin zu mehr Pflege- und weniger Arztzentriertheit. Dafür braucht es Mut. Die Transformation des Systems aber gelingt nur im engen Schulterschluss mit allen Beteiligten, berufsgruppen- und parteiübergreifend!

Cookie Consent mit Real Cookie Banner