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3 FRAGEN AN
Dr. Matthias Bracht

Wissenschaftlicher Leiter Gesundheitsmanagementkongress

„Grundsätzliche Zielrichtungen dürfen jetzt nicht nochmal auf den Prüfstand“

Wie sieht für Sie die optimale Krankenhauslandschaft aus?

Eigentlich so, wie sie die Regierungskommission beschrieben hat: nur am objektiven Versorgungsbedarf ausgerichtete Strukturen mit klar definierten Versorgungsrollen. Konzentration der komplexen Behandlungen in spezialisierten Kliniken (Level 3 oder Maximalversorger) mit breitem Versorgungsangebot. Level-1-Kliniken (Grundversorger) als Anlaufstellen für leichte stationäre Behandlungen. Dazwischen Level-2-Kliniken (Schwerpunktversorger) für die breite spezialisierte Versorgung. Kurz gesagt: Keine Doppelvorhaltungen, keine Überversorgung. Konzentration der Versorgungseinrichtungen so konsequent wie möglich. Keine Zeitverluste in der Patientenzuführung durch ein modernisiertes Rettungswesen. Zum Stichwort Ambulantisierung: Medizinisch ist vieles möglich – nur in die Umsetzung kommen wir nicht: Erstens fehlen die Anreize, zweitens die Strukturen. Beides scheint um uns herum in Europa überall besser zu gelingen. Wir brauchen Finanzierungsmodelle, die eine Verlagerung in die ambulante Versorgung auch für stationäre Versorger attraktiv macht. Zudem müssen wir die ambulanten Versorgungsstrukturen massiv ausbauen, gerade in der Fläche. Das wird ohne die Transformation von Krankenhäusern mit der Aufgabe der Sektorengrenzen nicht gelingen.

Mit welchen Ergebnissen für die Kliniken rechnen Sie in diesem Jahr?

Ehrlich gesagt, leider mit wenigen. Ich befürchte, dass es auch durch die neue Regierungsbildung zu Verzögerungen im Zeitplan kommt. Objektiv sind ja noch einige Entscheidungen zu treffen, um die Umsetzung überhaupt möglich zu machen. Dazu gehört vor allem die Leistungsgruppenverordnung, die eigentlich zum 31. März 2025 vorliegen sollte.  Ohne diese können die Krankenhäuser keine soliden Planungen und Antragsstellungen für ihre Leistungsgruppen vollziehen. Wenn wir hier weiter Zeit verlieren, ist das Jahr 2025 für die Einleitung wichtiger Strukturveränderungen verloren.

Was sollte die neue Regierung als erstes tun, um zukunftsfähige Klinikstrukturen zu kreieren?

Kurs und den Dampf auf dem Kessel halten. Nicht den Anschein erwecken, dass die grundsätzlichen Zielrichtungen und Vorgehensweisen nochmal auf den Prüfstand kommen. Dem Leistungsgruppenausschuss beim G-BA Druck machen, damit schnell eine Leistungsgruppenverordnung mit den abschließenden Strukturmerkmalen der Leistungsgruppen verabschiedet werden kann. Wenn nötig, im Sinne einer Ersatzvornahme. Definition von Übergangsregelungen für notwendige Strukturveränderungen. Wir haben an vielen Stellen noch nicht die notwendigen konzentrierten Versorgungsstrukturen, sondern müssen diese erst durch Fusionen, Schließungen und Neubauten schaffen.

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