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3 FRAGEN AN
André Kindling

Geschäftsführer Besins Healthcare Germany

„Der Umgang mit den Wechseljahren sollte Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements werden“

Welche Auswirkungen haben Wechseljahresbeschwerden auf den beruflichen Alltag von Frauen?

Viele Frauen erleben Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen – und das kann im Job natürlich zu einer echten Belastung werden. Sie fühlen sich gerade im beruflichen Kontext allein gelassen und versuchen, die Symptome zu verbergen. Eine Folge: Viele verringern die Arbeitszeit oder gehen früher in Rente. Das ist für die einzelnen Unternehmen, aber auch für die Volkswirtschaft insgesamt problematisch. Eine aktuelle Berechnung zeigt, dass in Deutschland so jedes Jahr Arbeitsstunden im Wert von 9,4 Milliarden Euro verloren gehen. Das müssen wir ändern.

Vielen Frauen sind gerade Wechseljahresbeschwerden gegenüber ihrem Arbeitgeber unangenehm. Wie lässt sich das Tabu beidseitig brechen?

Ich denke, der erste Schritt ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem über gesundheitliche Themen ganz selbstverständlich gesprochen werden kann. Für Unternehmen, die im Gesundheitsbereich tätig sind, sollte das selbstverständlich sein. Dann fällt es den Frauen auch leichter, über Wechseljahresbeschwerden zu sprechen. Es braucht aber auch geschulte Führungskräfte, die zuhören und aktiv helfen, das Tabu zu brechen. Und schließlich sollten wir die Wechseljahre so normal wie jede andere Lebensphase behandeln.

Was braucht es, um die Situation für Frauen in dieser besonderen Lebensphase signifikant zu verbessern?

Wir brauchen vor allem mehr Verständnis, Flexibilität und Information. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten über die Wechseljahre aufklären und gezielte Maßnahmen fördern – etwa flexible Arbeitszeiten, Rückzugsräume oder Gespräche auf Augenhöhe. Wichtig ist, dass sich Frauen ernst genommen und unterstützt fühlen. In der Zukunft sollte der Umgang mit den Wechseljahren auch Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) werden. Insgesamt sollten sich auch Krankenkassen und die Politik im Rahmen einer Menopause-Strategie stärker mit dem Thema befassen.

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