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3 FRAGEN AN
Dr. Matthias Bracht

Wissenschaftlicher Leiter Gesundheitsmanagementkongress

"Gutes Gesundheitsmanagement heißt heute Mut, Geschwindigkeit und Ganzheitlichkeit."

Worauf möchten Sie 2026 besondere inhaltliche Schwerpunkte legen?

Eine wesentliche Frage wird sein, ob die Krankenhausreform noch genügend Veränderungskraft entfalten kann. Wenn wir weiter nur über Konzepte sprechen, und die Rahmenbedingungen und Anreize durch Ausnahmeregelungen immer weiter verwässert werden, droht ein kalter, ungesteuerter Strukturwandel. Das gilt es zu verhindern. Dafür braucht es Mut im Management: weniger Abwarten, mehr Handeln.

 

Weiterhin wollen wir kritisch betrachten, welche technischen und digitalen Innovationen tatsächlich Wirkungen auf der Ergebnisebene zeigen. Es gibt viele Projekte – aber zu wenige, die nachweislich Qualität und Wirtschaftlichkeit verbessern. Wir wollen erfolgreiche Beispiele sichtbar machen, etwa aus den Bereichen KI-gestützte Prozesssteuerung, Automatisierung in der Administration oder Telemedizin.

 

Ebenso wichtig: Wie können Kosten gesenkt werden, ohne Qualität in der Versorgung oder Arbeitsplatzattraktivität zu gefährden? Hier geht es um intelligente Lösungen, nicht um platte Kürzungen. Und schließlich spielt die Krisenresilienz eine zentrale Rolle. Angesichts internationaler Unsicherheiten müssen Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen widerstandsfähiger werden – organisatorisch, technisch und personell. Das Gesundheitsmanagement trägt dafür eine Schlüsselverantwortung.

Die Krankenhausreform wird auch 2026 weiter für Diskussionen sorgen. Welche Impulse möchten Sie im Rahmen des GMK setzen, damit aus der Reform ein echter Systemumbau wird?

Die Krankenhausreform ist kein Selbstläufer. Wenn Länder zu viele Sonderwege gehen, verlieren wir die Steuerungswirkung. Deshalb braucht es klare Leitplanken – mit nur wenigen, gut begründeten Ausnahmen.

 

Auf dem Gesundheitsmanagementkongress wollen wir den Fokus darauf legen, wie Management den Umbau aktiv treiben kann: durch die Konzentration von Leistungen, durch tragfähige Netzwerke und durch konsequente Umsetzung von Leistungsgruppen. Weniger Papier, mehr Praxis.

 

Wenn die Reform ins Stocken gerät, überlassen wir dem Markt das Umstrukturieren – mit Schließungen und Insolvenzen, aber ohne Konzepte für eine bessere Versorgung. Das wäre der schlimmste Fall: eine kalte Reform ohne Gestaltung. Deshalb lautet die Devise: nicht weiter vertagen, sondern anpacken. Wir brauchen sichtbare Erfolge – in Projekten, Prozessen und bei der Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Trägern. Nur so bleibt der Systemumbau steuerbar und nachhaltig.

Was bedeutet gutes Gesundheitsmanagement in Zeiten von Digitalisierung, Fachkräftemangel und Führung im Wandel – und wie gelingt es, nicht abgehängt zu werden?

Gutes Gesundheitsmanagement heißt heute: Mut, Geschwindigkeit und Ganzheitlichkeit. Wir sollten nicht nur auf politische Entscheidungen warten, sondern müssen Veränderung selbst gestalten. Das fängt bei der Führungskultur an – moderne Führung bedeutet, Mitarbeitende einzubinden, Verantwortung zu teilen und für Veränderungen zu motivieren.

Digitalisierung und KI sind kein Selbstzweck. Entscheidend ist, wie sie Arbeit erleichtern, Versorgung verbessern und Personal entlasten können. Wir müssen lernen, neue Technologien klug einzusetzen – nicht nur in der IT-Abteilung, sondern auf allen Ebenen.

Dazu gehört auch, alte Zöpfe abzuschneiden: überholte Prozesse, starre Hierarchien, Silodenken zwischen ambulant und stationär. Veränderungsmanagement muss ganzheitlich gedacht werden – fachlich, organisatorisch und kulturell. Wer das beherzigt, bleibt nicht nur handlungsfähig, sondern wird zum Treiber der Zukunftsfähigkeit unseres Systems.

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